Historie

Unternehmer erwirbt Rechte des Motorsportvereins Scuderia – Colani war Mitbegründer

Klub aufgelöst – doch der Name bleibt

Gütersloh (WB). Der einst so renommierte Motorsport-Verein Scuderia Teutonia Gütersloh existiert schon sein fünf Jahren nicht mehr. Der Name des aufgelösten Klubs indes besteht weiterhin: Der Inhaber der in Mühldorf an der Inn ansässigen Firma Dometic hat vor einigen Monaten die Namensrechte erworben – genau 50 Jahre nach der Gründung des inzwischen von der Bildfläche verschwundenen Klubs. (Uwe Caspar)

Lang ist es her: Friedel Bentlage (rechts) präsentiert das Scuderia Teutonia-Rallyegespann Dommasch/Giese. Ihr Sportauto war ein Opel-Kadett.

»Eigentlich wollte der Unternehmer sein künftiges Team ›Scuderia Bavaria‹ nennen. Doch das ging nicht, weil dieser Name bereits vergeben ist«, erzählt Friedel Bentlage, der letzte Präsident der Scuderia. Der erste hieß Rudolf von Prusky. Nach intensiver Recherche im Internet stieß der motorsportbegeisterte Firmenchef aus Süddeutschland schließlich auf die Gütersloher und nahm sofort den Kontakt zu Bentlage auf. Der 83-Jährige erklärt: »Auch wenn wir unseren Verein abgemeldet haben, die Rechte bleiben trotzdem bei uns.«

Lange gegen Auflösung gesträubt

Zusammen mit den früheren Vorstandsmitgliedern Klaus Fissen­ewert und Wolfgang Pestel gab dann Friedel Bentlage dem Interessenten die Zusage. »Der Mann machte auf uns einen total seriösen Eindruck. Er versicherte glaubhaft, den guten Namen der Scuderia in unserem Sinne weiterzuführen«, spricht der ehemalige linke Läufer der Fußballer des Gütersloher TV von einer »sauberen Lösung«. Lange sträubte sich Friedel Bentlage gegen eine Auflösung der Scuderia, obwohl alle Aktivitäten eingestellt waren.

So fungierte er bis 2014 als Geister-Präsident eines Vereins, der nur noch auf dem Papier und als Karteileiche im Amtsgericht-Register VR 461 bestand. Aber auch das kostete Geld – deshalb beschlossen Bentlage und seine Kollegen die Auflösung des Klubs, der in den Jahren zwischen 1970 und 1985 als Meisterschmiede im heimischen Motorsport galt. Erfolgreichster Scuderia-Fahrer: Franz Konrad, der damals den deutschen Titel in der Formel II holte und heute erfolgreich einen Rennstall in Verl betreibt.

So begann der unaufhaltsame Niedergang

Mit dem Ausstieg des Hauptsponsors Mobil Oil begann dann der unaufhaltsame Niedergang der »Teutonen«, die auch bei Rallyes oft in der ersten Reihe mitrasten. Ihr guter Name bleibt jedoch und dürfte bald wieder in der Szene auftauchen. Ebenso das einstige Emblem, an dem der weltberühmte Designer und Ergodynamiker Luigi Colani mitgewirkt hatte. »Wir durften unsere Sportwagen in seiner Halle in Avenwedde unterstellen, so kamen wir in Kontakt. Colani gehörte sogar zu den Mitbegründern der Scuderia, unterstützte uns auch finanziell«, erinnert sich Bentlage gern an die Zusammenarbeit mit dem heute 91-Jährigen.

Am Anfang zierten noch zwei Motive das Klub-Logo: Ein von Luigi Colani entworfener Bullenkopf sowie ein stilisierter Teutone mit Schwert und Helm. Der markante Tierschädel verschwand im Laufe der Zeit. Obwohl Colanis Mitarbeit fast ein halbes Jahrhundert zurückliegt und er sich daran wohl kaum noch erinnern kann, wollte der neue Namenserwerber jegliches Rechte-Risiko ausschließen: Also Anfrage bei Colani, ob er das Scuderia-Emblem übernehmen dürfe. Seine trockene Antwort: »Das können die Gütersloher selbst entscheiden.« Die Entscheidung ist ja bekannt.

Und mit der Rechtevergabe hat Friedel Bentlage, der sechs Mal die legendäre Tour d’Europe absolvierte und mit Ex-Rallyeweltmeister Walter Röhrl bis zum heutigen Tag befreundet ist, jetzt den Scuderia-Schlussstrich gezogen. Das leise Ende einer glanzvollen Ära.